Protist Produktion

Seit 1991 gibt es an den Mainzer Kammerspielen Inszenierungen unter dem Namen Protist Produktion von Oliver Blank, der in der Mehrzahl der Theaterstücke entweder als Regisseur oder als Schauspieler beteiligt war. Die Genres reichen hier vom ernsthaften Antikriegsdrama bis hin zur Boulevardkomödie, geschrieben von zeitgenössischen Autoren und Autorinnen. Und auch selbstverfasste Theaterstücke sind neuerdings dabei. In der letzten Jahren standen vor allem komödiantische Theaterstücke im Vordergrund, in denen wenige Schauspieler eine Fülle von sowohl männlichen als auch weiblichen Rollen höchst unterhaltsam auf unsere Bühne bringen. Dadurch erschließen wir uns auch den Bereich der Tragödie, den wir aber durch Ironie und Spott in einen Kontext stellen, der es möglich macht, darüber herzhaft zu lachen. Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich, dass wir auch mit wenig Personal, aber mit viel Ironie Welttheater mit großer Besetzung, ja, ganze Werkschauen weltbedeutender Theaterschriftsteller (Shakespeare, Schiller) und -schriftstellerinnen (noch perspektivisch) auf die Bretter unserer kleinen Welt bringen können. Das wollen wir ohne Scherz in Zukunft unter Einbeziehung der Stilmittel der Komödie bis hin zur Farce und Groteske weiterentwickeln, ohne außer Acht zu lassen, dass wir mit den Zuschauerinnen und Zuschauern vor allem Eines im Sinn haben: Sie unterhalten. Zum Teil auch ohne tiefere Bedeutung…

Unsere aktuellen Produktionen

Inszenierungen und Rollen:

Stellen Sie sich mal – nur so zum Spaß – den Filmklassiker von 1931 mit Bela Lugosi auf der Bühne vor – nur ohne Bela und ohne Film. Tja, und ohne Bühnenbild und ohne die erwarteten Schauspieler. Denn Bühnenbild, Requisiten und Schauspieler seien auf der A 3 beim Stau am Frankfurter Flughafen gestrandet. Trotzdem werde man jetzt eine Theaterversion des Horror-Klassikers „Dracula“ zeigen, aber leider nicht so wie geplant.

Denn der Veranstalter in Person des Führungstrios des Gustavsburger Cineastenclubs wird das Malheur bewältigen und alle Rollen in rasantem Wechsel spielen. Dieser ironische Ansatz bietet den drei Schauspielern viele Möglichkeiten, ihre komödiantischen Fähigkeiten voll auszuspielen, wenn sie zu dritt etwa ein Dutzend Rollen darstellen. In diesem virtuos gespielten, geistreichen Theaterspaß sehen wir Mina und ihren naiven Verlobten Mr. Harker – very british, den blutrünstigen Graf Dracula mit seinen drei putzigen Vampiretten – sehr transsylvanisch und seinen Gegenspieler, Prof. van Helsing – zeer nederlands. Da sind Renfield, der verrückt nach Käfern und Spinnen ist, dubiose Kutscher, schwarze Hunde, Fledermäuse, Irrenärzte, tote Kapitäne, blinde Blumenmädchen und und und.

Nie war Dracula so gefährlich und elegant, nie waren seine Opfer so schön und naiv. Nie seine Gegner so gemütlich und dabei so tödlich schlicht. Er kann einem Angst machen. Und Vergnügen.

Premiere: Do 29. Februar 2024 · Beginn: 20:00 Uhr
Fr 1. März · Sa 2. März 2024
Fr 15. März · Sa 16. März 2024
Di 23. April · Mi 24. 2024 · Do 25. April 2024
Do 30. Mai · Fr 31. Mai · Sa 1. Juni 2024
Di 18. Juni · Mi 19. Juni · Do 20. Juni 2024
Di 15. Oktober · Mi 16. Oktober · Do 17. Oktober 2024
Fr 8. November · Sa 9. November 2024
Beginn: jeweils 20:00 Uhr

Eine herrlich bissige Komödie
Hinter den nebelverhangenen Felsen von Dartmoor, einem der unheimlichsten Moore Englands, lauert das Böse. In Gestalt eines fürchterlichen Höllenhundes macht es seit Generationen Jagd auf die schreckensstarren Erben von Baskerville Hall. Schon schickt sich die wilde Bestie an, ihre scharfen Klauen auch in die Gurgel des jüngsten Familiensprosses Sir Henry Baskerville zu schlagen. Doch diesmal 
tritt ihr ein starker Gegner in den Weg: die Logik in Person – der unvergleichliche Sherlock Holmes. Und natürlich sein Begleiter und Chronist – der leider etwas begriffsstutzige und immerzu den Falschen 
verdächtigende Dr. Watson. Nicht zu Vergessen, der in 
Liebe zur mysteriösen, aber betörenden Miss Stapleton entbrannte und frischgebackene Gutsherr Sir Henry Baskerville. Keine Hilfe zu erwarten ist allerdings vom verdächtigen Dienerpaar Barrymore oder dem merkwürdigen Bruder der Schönen, dem Naturforscher Stapleton. Mehr als all diese Figuren des Theaterstückes gespielt von nur drei Schauspielern. Ein Spaß nicht nur für Fans von Detektivgeschichten!

Florian Zeller erzählt seine Geschichte konsequent aus der Perspektive des Vaters, des ungläubig Betroffenen, als eine tragische Farce, in die sich der alte Mann immer mehr verheddert, 15 raffiniert verschachtelten Szenen – ein Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit, in dem André, mal Maulheld, mal frech und gewitzt, staunend und bangend auf all das ihm nun Befremdliche blickt, seien es die Veränderungen in seiner Wohnung oder die bei seinen Mitmenschen: seine Tochter Anne, ihr Lebenspartner Pierre, Laura, die hübsche neue Pflegerin, die Krankenschwester und der Pfleger, die ihm wie Spukgestalten in einem Strudel von Verdacht und Verrat erscheinen, bis er am Ende aufgibt und nach seiner Mutter ruft: „Mama, ich will weg von hier. Ich will, dass man mich hier wegholt. Ich will nach Hause.“

Ein theatralisches Spiegelkabinett, überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill: ein alter Mann auf der Spurensuche nach sich selbst, gerät in eine Welt, in der seine Biografie und Beziehungen nicht mehr gelten, weil diese Welt, in der sie entstanden sind, im Verlöschen ist.

Aufführungsrechte: Theaterverlag Desch, Berlin mit freundlicher Genehmigung von L‘Agence Drama, 24 rue Feydeau, 75002 Paris, Frankreich

Premiere: Do 13. Oktober 2022 in den Mainzer Kammerspielen

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